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Autor: Redaktion

So manch alte Flurbezeichnung sowie einzelne Namen von alten Gehöften im Zillertal und seinen Gründen weisen auf eine lange und traditionsreiche Geschichte des Jagdwesens in unserem Tal hin. Professor H. J. Lindemann aus Innsbruck spricht auf Grund seiner Forschungen sogar davon, dass die Zillertaljagd einst an Berühmtheit nur hinter wenigen europäischen Jagden zurückstand.

Kaiser Maximilian - ein leidenschaftlicher Jäger

Jagdrecht im Zillertal

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In Urkunden aus dem Jahre 889 gibt es den ersten sicheren Hinweis, dass das Zillertal damals dem bayrischen Herzog und zugleich ostfränkischen oder deutschen Kaiser Arnulf unterstand. Dieser übertrug einen großen grundherrlichen Besitz im Zillertal, den „der edle Isangrim“ von ihm zu Lehen hatte, an Pilgrim, den späteren Erzbischof von Salzburg.

In diesen Schriften wird auch das Jagdrecht neben den Wäldern erwähnt. Ein aus dem 11. Jhdt. stammender zusätzlicher Vermerk auf den Urkunden deutet dann auf die Jagd als eine besonders wichtige Nutzung des Forstrechtes hin. In Schriften aus den folgenden Jahrhunderten tauchen ziemlich genaue Grenzbestimmungen der „Forste“ auf - meist über Bergkämme verlaufend –ebenso wie Zinsvorgaben für Pächter. 

So vergab man den Forst „ze Prampach“ (Brandberg oder Zillergrund) um einen Zins von 40 Denaren, den von der „Gerleis“ (Gerlos) zu 24 Denaren. Auch Zinseinhebungen von „der Hollenzen“, der „Leiten“ oder „Zemb“ werden erwähnt. Von den Forsten in „der Dornau“ und auf „Ellens“ (Tux) steht im Urbar zu lesen, dass sie den dortigen Heimgütern und bäuerlichen Besitzern zur Nutzung überlassen seien. Immer öfter aber scheinen Schriftstücke auf, in denen über die Jagd auf Steinböcke berichtet wird.

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Die Steinbockjagd im hinteren Zillertal

Steinböcke waren bis gegen Ende des Mittelalters im gesamten Alpenraum verbreitet. Der „Stainpock- und Falwildvorst“ zu beiden Seiten der „Floiten und Gunggl“ galt jedoch als besonders wertvolles Jagdrevier für das königliche Tier des Hochgebirges. 

Um 1383 hatte der Herzog von Bayern in diesem Gebiet ein „Gejaid“. Später waren die Erzbischöfe von Salzburg Inhaber des Jagdrechtes. Um 1500 wurde es dann an die Herren von Keutschach, verliehen, welche auch Bergbauern im Zillertal betrieben und das Schloss „Figen“ errichteten. Um 1509 war kein Geringerer als Kaiser Maximilian I. Pächter des „Steinwild-Gejaides“ in der Floite und Gunggl. Allerdings beklagte sich der Kaiser in seinem „Weißkunig“ über den starken Rückgang des Steinwildes seit der Erfindung der Handbüchse. 

In dieser Zeit scheint das hintere Zillertal ein regelrechter Tummelplatz für Jäger, Heger aber auch Wilderer gewesen zu sein. Um den Bestand an Steinwild zu schützen, wurde in der Folgezeit von den Salzburger Erzbischöfen eine vermehrte Zahl an Jägern und Wildhütern bestellt, die in ihren Steinhütten den Wilderern auflauerten. Gegen diese wurden fast unmenschliche Strafen verhängt. So wurden sie für vogelfrei erklärt oder mit der Galeerenstrafe, dem Handabhauen und sogar mit der Todesstrafe bedroht.

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Der Steinbock als Heilmittellieferant

Was veranlasste dennoch zahlreiche Wagemutige, Steinböcke illegal zu jagen? Es war wohl der Volksglaube an die wundertätigen Kräfte im Fleisch und Blut der Steinböcke, der eine große Nachfrage nach Organen, Blut und Gehirn des Steinbocks auslöste und dazu beitrug, dass sich einzelne Apotheken angeblich nur auf Steinbockpräparate spezialisierten.

Als Allheilmittel besonders begehrt war das sogenannte „Herzkreuz“, eine kreuzförmige Verknöcherung an der Herzschlagader. Die Hörner des Steinbockes wurden wiederum pulverisiert und galten als krampfstillendes Mittel gegen Koliken und Vergiftungen. Innere Organe wie Herz, Leber, Lunge sowie das Blut wurden getrocknet und z. B. in der Hofapotheke Salzburg als Mittel gegen verschiedenste Krankheiten verkauft. Die Bezoarkugeln (kugelförmige Klumpen z. B. aus Haaren, im Pansen entstanden) wurden gegen Gold aufgewogen. Man trug sie als Amulett um den Hals und sie sollten gegen Schwindel, Gelbsucht, Krebs und Pest helfen, ja sogar unverwundbar machen.


Vom Aussterben der Steinböcke

Erreichte die Zillertaljagd um 1699 mit 257 Stück noch den höchsten Bestand an Steinböcken, so wurde die Zahl bald radikal dezimiert. War es eine Seuche, maßloses Abschießen oder etwa gar ein Wunder wie sich das Volk erzählte? Steinböcke seien auf mysteriöse Weise im Nebel verschwunden und nie mehr aufgetaucht. Eine wesentliche Rolle dürften jedoch die vermehrt auftretenden blutigen Konflikte zwischen Wildhütern und Wilderern, ja sogar Meuchelmorde innerhalb von Familienangehörigen gespielt haben. 

Diese Vorkommnisse bewogen Fürstbischof Johann Ernst zu Beginn des 18. Jhdts., das Steinwild in diesem Gebiet auszurotten. Erst um die Mitte des 20. Jhdts. begann man wieder mit Erfolg, Steinböcke in den Zillertaler Alpen neu anzusiedeln.

Kaiser Maximilian - ein leidenschaftlicher Jäger

 

Der berühmteste Waidmann in den Zillertaler Jagdgebieten war wohl Kaiser Maximilian. Als einer der leidenschaftlichsten Jäger unter den gekrönten Häuptern ging er auch in den sehr bekannten Steinbockrevieren der damaligen Zeit – Floite und Gunggl – auf die Jagd nach den „Königen des Hochgebirges“. Doch auch andere Reviere in unserem Tal werden in seinem großen Jagdbuch erwähnt.

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Unter den „Hirschgejaiden im Zyllerstall“ werden der Riedberg, Uderns, Fügen und der Schlitterberg angeführt.
Im inneren Zillertal wird in diesem Jagdbuch jedoch außer dem Zamsergrund kein „Hirsch- oder Gämsengejaid“ erwähnt.

Für dieses Gebiet, das damals zu Pfitsch gehörte und dem Bischof von Brixen unterstand, mussten die Herren von Trautson aus Sterzing für das Jagdrecht einen Jagdzins von 12 Gämsen entrichten. Um 1504 übertrugen sie das Recht dann an Kaiser Max. Er beauftragte bald einen „Forstknecht in Zams“ gegen einen Jahreslohn von 12 Gulden das Gebiet zu beaufsichtigen und dabei besonders auf die „Wildenduxer“ zu achten, die dort Gämsen und anderes Wildbret jagten.

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Zillertaler Jagdgeschichte aus der Zeit König Ferdinands I.

Der Landesfürst sicherte sich in einem Vertrag mit dem Salzburger Erzbischof das Jagdrecht auf der linken Zillerseite von der Mündung bis Mitterdorf bei Aschau und rechts des Zillers bis zum Haselbach (Gemeinde Hart). Diese Bereiche gehörten zu den tirolischen Landgerichten Rottenburg und Rattenberg und dem salzburgischen Gericht Fügen.

In allen Bereichen des Gerichts Zell aber hatte der Erzbischof von Salzburg weiterhin das Jagdrecht. Allerdings wurde vereinbart, dass man beim Schutz der Bevölkerung vor Raubtieren zusammenarbeiten wolle. Im 16. Jhdt. konnte erstmals das Jagdrecht auf Rot- und Schwarzwild auch an Bauern weiterverliehen werden, wie in der Jagdordnung der Herrschaft von Kropfsberg (Gemeinde Reith im Alpbachtal) angeführt wird. Bisher durften sie laut Gesetz nur „fliegendes Wildbret“ erlegen.


Von der Jagd auf Raubtiere und den „Tuxer Bären“

Die Jagd auf schädliche Tiere oder Raubtiere war nicht nur ein Recht der Jagdpächter sondern sogar ihre Pflicht. Dabei gehörte aber lediglich das Fleisch dem Jäger. Kopf, Pranken, Haut und Fell z.B. von Wölfen, Bären, oder Luchsen mussten jedoch an den Pfleger abgeliefert werden. Diese Schutz-Pflicht wurde von der Jägerschaft wohl sehr ernst genommen.

Denn aus einem Beitrag im Boten von Tirol vom 17. Juni 1830 geht hervor, dass es sich in dem Bericht um den letzten Bären im Tuxertal handelte: 

„Im Tal Tux gingen im Mai mehrere Jünglinge auf die Jagd; plötzlich sahen sie einen Bären; die Schüsse gingen fehl und der Bär lief nach abwärts und auf den Jäger Balthasar Erler zu, der nichts ahnend unter einer Staude saß; der Bär warf sich auf den Jüngling, brachte ihm Wunden bei und stürzte ihn 18 Klafter tief in einen wilden Strudel des Bergstroms Niklas. Auf dessen Angstgeschrei kamen die anderen und es schien, als ob Erler verloren wäre, denn nur mehr die Füße ragten aus dem Wasser. Aber der 18-jährige Jüngling Georg Geisler sprang in den Strudel, erwischte Erler bei den Haaren und zog ihn bewusstlos heraus. Geisler erhielt für diese Tat von der Landesstelle die Lebensrettungsprämie von 25 Gulden.“

Der Bär scheint jedoch das Weite gesucht zu haben, weil nur noch berichtet wird, dass er durch Schüsse vertrieben worden sei.

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Jagdrecht im Zillertal

 

Bis zum Jahr 1849 war das begehrte Jagdrecht im Zillertal den Erzbischöfen von Salzburg und den Tiroler Landesfürsten vorbehalten. Damals wurde durch eine Gesetzesänderung das Jagdrecht im gesamten Staatsgebiet zugunsten der Grundbesitzer neu geregelt.

Nach diesem Jagdgesetz waren Eigentümer von mindestens 200 Joch oder 115 ha Grund innerhalb dieses Besitzes auch Inhaber des Jagdrechtes. Daher besaßen nun sowohl die Staatsforste als auch Besitzer größerer Almen sogenannte „Eigenjagden“. In den übrigen Bereichen galten die Gemeinden als Inhaber der Jagdrechte. Allerdings musste dieses Recht jeweils an geeignete Personen verpachtet werden.


Jagdpächter Vinzenz Karl Fürst von Auersperg

1862 brach mit dem Erwerb des Jagdrechtes im hinteren Zillertal durch Fürst Auersperg eine neue Ära der Zillertal-Jagd an. Unkündbar auf 30 Jahre lautete der Pachtvertrag zwischen der hohen Statthalterei Kammer des k.k. Aerars mit Seiner Durchlaucht. 

Schon seit Inkraft treten des neuen Gesetzes hatten sich Wildhüter durch überaus umsichtige Hege und Pflege um die Erhöhung des Wildbestandes verdient gemacht, zumal der Bestand während der vergangenen kriegerischen Zeiten auf ein Minimum abgesunken war. Und nur der schwer begehbaren hochalpinen Landschaft und dem schützenden Hochwald war es zu verdanken, dass die Gämsen in jener Zeit nicht durch Wilderer gänzlich ausgerottet wurden.

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Anton Hochleithner, k.k. Förster und Wildhüter von Format

Besondere Verdienste um ein neuerliches Aufblühen des Gamswildbestandes erwarb sich der aus altem Jägergeschlecht stammende Jagdhüter und Jäger A. Hochleithner. Er stand dem Fürsten mit Rat und Tat zur Seite und bewog ihn zum Ankauf hoher und zweckmäßig gelegener Almen, um dadurch die notwendige Nahrung und Ruhe für Gämsen zu gewährleisten. So wurden innerhalb weniger Jahre 6 Alpen um insgesamt 19.050 Gulden angekauft. 

Mit der Zahl des Wildes stieg aber leider auch die der Wilderer und so mussten fünf, bald danach sogar weitere zwei Jäger als Aufsicht in den Dienst genommen werden. Auersperg ließ auf der Nisslaste in der Stilluppe deshalb auch eine alte Brennhütte als Jägerwohnung umgestalten und später an der Stelle ein neues Jagdhaus erbauen, in dem auch die hohe Jagdgesellschaft ihre Unterkunft haben sollte. 

Im Jahre 1867 löste jedoch der plötzliche Tod des wohlwollenden Jagdherrn Fürst Auersperg große Trauer und Sorge aus. Ein von Hochleithner sehr emotional verfasstes Beileidsschreiben beantwortete die Fürstin mit ebensolcher Herzlichkeit und beruhigte die Bevölkerung in einem weiteren Schreiben mit der Mitteilung, dass die drei Fürsten von Fürstenberg aus einem schwäbischen Adelsgeschlecht die Jagdbereiche Auerspergs übernehmen würden.

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Die drei Fürsten von Fürstenberg als begeisterte neue Jagdbetreiber

Auch die Herren von Fürstenberg genossen die Jagdverhältnisse im Zillertal und bereits aus dem Jahr 1868 wird von einer überaus erfolgreichen Jagd berichtet:

„... Im ganzen wurden 41 Gämsen geschossen und am 18. September mit dieser glänzenden Jagdbeute in Mairhofen eingezogen. Etwa eine halbe Viertelstunde vor Mairhofen wurde der Jagdzug von der Mairhofner Musikkapelle und einer großen Volksmenge empfangen und bis Mairhofen begleitet. Inzwischen war vollständig Nacht eingetreten aber es war die ganze Wegstrecke mittels Pechfackeln und im Dorfe Mairhofen waren sämtliche Häuser beleuchtet. Dieser Einzug war wirklich imposant und so lange Mairhofen steht, dürfte noch nie ein Jagdzug mit einer so hohen Zahl an Gämsen zurückgekehrt sein. Die hohen Herrschaften blieben über Nacht und reisten anderen Tags um 5 Uhr von hier ab.“

In zwei Handschreiben von „Büchsenspanner“ Leiner und den Fürsten zu Fürstenberg wird ihre Liebe zur Zillertal-Jagd ausgedrückt:

Mit schwerem Herzen verlasse ich das schöne Zillertal und dessen liebe Bewohner. Gebe Gott, dass wir uns alle froh und gesund wiedersehen. ...Ich kann nicht genug sagen, wie sehr ich mich freue, den Stand des Gämswildes auf so erfreuliche Weise erhöht gefunden zu haben... Unter Hochleithners reifem Gebaren und sachgemäßem Walten können wir getrost der ferneren Entwicklung und dem Gedeihen der fürstlichen Jagd entgegensehen... Das ganze Personal ohne Ausnahme hat sich wahrhaft ausgezeichnet und über alles Lob erhaben sind die unermüdlichen Treiber gewesen, die unter Gottes Schutz alle wohlbehalten von den Bergen ins Tal zurückführten...
Auf Wiedersehen, so Gott will, im lieben herrlichen Zillertal.“

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Textquellen: Stolz / Schlern-Schriften, Schwazer Bezirksbücher, Pinzer / Zillertal, Tuxertal, Gerlostal, Mayrhofner Jagdchronik
Bildquellen: iStockphoto

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