Während über die Postämter im "Zillertaler Haupttal" schon berichtet wurde, sollen nun auch noch interessante Details über die Postzustellung in den Seitentälern erwähnt werden. Auch vom „Postverkehr“ als Unternehmen zur Personenbeförderung wird in folgendem Text erzählt.
Die eingesessene Familie Mariacher wurde nach einem Erlass des Gerichtes im Jahre 1794 als „verlässliche Person“ ausgewählt, um die Poststücke für das gesamte Tuxertal zu befördern. Mit Saumpferden wurden die „Postgüter“ zum Pfarrhaus Lanersbach gebracht und dort vom „Pfarrkuraten“ am darauf folgenden Sonntag an die Adressaten übergeben. Um 1866 wurde in einem alten Holzhaus beim „Brandweiner“ eine „Postexpedition mit Fahrpost“ gegründet.
Sie stand durch einen Fußbotendienst mit der Postexpedition Mayrhofen in Verbindung, der vom 1. Mai bis 31. Oktober wöchentlich dreimal und vom 1. November bis 30. April wöchentlich zweimal verkehrte. Ab 1913 war die Straße von Mayrhofen nach Lanersbach erstmals für Pferdefuhrwerke befahrbar und so konnte Alois Mariacher die Postbeförderung mit zwei „Landauern“ durchführen. Von Lanersbach nach Hintertux führte der „Badwirt“ Michael Kirchler diesen Dienst aus. Im Jahre 1930 konnte das Postamt in das neu erbaute Gemeindehaus übersiedeln und um 1973 schließlich in das Raiffeisenkassengebäude.
Hintertux
Die Hintertuxer zeigten schon um 1930 Interesse an der Errichtung eines Postamtes. So wurde im Jahre 1932 im neu erbauten Schulhaus eine Postablage eingerichtet, welche schon 1934 in ein sogenanntes „Interessentenpostamt“ umgewandelt wurde, zu dessen Aufgaben der Sparverkehr gehörte. Damals fehlte jedoch noch eine Verkehrsverbindung zwischen Lanersbach und Hintertux und so musste der Amtsleiter zweimal täglich die Post nach Lanersbach bringen bzw. sie dort abholen. Die Gästezahl und damit auch der Postverkehr nahmen ständig zu, weshalb um 1935 für den Sommer und ab 1937 auch für den Winter ein Saisonpostamt eingerichtet wurde. In der Zwischenzeit verblieb die Postablage, doch ab 1956 blieb das Amt in dieser Zeit geschlossen. Die Postversorgung erfolgte dann durch einen Landzusteller.
In Gerlos bestand seit dem Jahre 1903 eine Postablagestelle. Der Fremdenverkehr hatte jedoch schon damals so stark zugenommen, dass um 1933 ein Winter-Postamt eröffnet wurde. Um 1936 wurde das Amt vom Bund übernommen und blieb ganzjährig geöffnet.
Ginzling
Ginzling , schon damals das Dorf für Bergsteiger und Sommertouristen erhielt schon im Jahre 1914 ein Postamt, das von Mitte Juni bis Mitte September geöffnet war, ab 1937 dann ganzjährig. Es war ursprünglich im Gasthof „Altginzling“, später im „Neuginzling“ und danach im „Schwarzenstein“ untergebracht. Ab 1946 befand sich das Amt im Zollwohnhaus.
Der „Postverkehr“
Viele Jahre hindurch übernahmen mehr oder weniger feudale Postwägen mit uniformierten Kutschern und hornblasenden Postillions neben der Postbeförderung auch den Personen-Reiseverkehr. Für „höhere Persönlichkeiten“ wurden sogar Extrapostfahrten eingerichtet. Man erzählt, dass auch Johann Wolfgang von Goethe mit einer solchen durch unser Land kutschiert worden sei. Im Jahre 1911 traten an die Stelle der romantischen Postfuhrwerke die neuen Motorpostwägen.
Der Postbus kommt
Während den Postbussen im Inntal auf Grund des relativ gut ausgebauten Bahnverkehrs nie eine so große Bedeutung zukam, war man in vielen Seitentälern auf diese Reisemöglichkeit angewiesen. Besonders im hinteren Zillertal bleiben die alten Postbusse mit ihren markanten „Schnauzen“ eine Legende. Gerne erinnern sich ältere Menschen an die Zeiten, als „Sommerfrischler“ und erste Wintergäste noch großteils mit diesen Motorpostwägen befördert wurden.
So mancher Gast aus dem Flachland wusste von den Schweißperlen auf seiner Stirn zu berichten, wenn ein routinierter Postbuschaffeur die Kurven der schmalen Bergstraßen ein wenig zu „sportlich“ nahm und die „Schnauze“ sich noch zur Hälfte über dem Abgrund befand. Man muss jedoch den Postbusfahrern alle Ehre lassen, dass sie die schwierigen Situationen in den muren- und lawinengefährdeten hinteren Seitentälern mit größter Umsicht und Verantwortung meisterten.
In Erinnerung bleibt vielen wohl auch der „Dreiklang“ im Hupsignal des Postbusses, welches in seiner Melodie an das alte Posthorn erinnerte. Auf Grund von Privatisierungsmaßnahmen der Post ging die Personenbeförderung gegen Ende des 20. Jhdts. an die Zillertaler Verkehrsbetriebe bzw. an private Busunternehmen über.