Es geht schu dem Zillertol zua...
Wenn heute Einheimische und Gäste bequem und schnell auf gut ausgebauter 2-spuriger Straße ins Tuxertal fahren, können sie sich kaum mehr vorstellen, wie beschwerlich früher der Weg und noch mehr der Transport von Gütern von und nach Tux waren.
Damals wurden Käse und Butter noch meist über das Geiseljoch ins Inntal zum Verkauf getragen, die Güter des täglichen Bedarfs und die Post mussten von Mayrhofen geholt werden. Bötinnen versahen diesen „tragenden“ Dienst oft über Jahre und Jahrzehnte und verloren auf dem alten Saumweg wohl so manchen Schweißtropfen.
Mit der Zunahme des Fremdenverkehrs gegen Ende des 19. Jhdts. stieg der Bedarf an besser ausgebauten Verkehrswegen. Deshalb verabschiedete die Regierung ein umfangreiches Straßenbauprogramm. So wurde auch die Straße durch das Zillertal verbessert, aber für die Verkehrswege in die Seitentäler langten die finanziellen Mittel wohl noch nicht.
Trotzdem gab es zahlreiche Überlegungen und Zusammenkünfte wegen der Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit des Ausbaues vom Tuxer Saumweg. In einem Bericht aus dem Jahre 1905 ist zu lesen, wie viel Zeitersparnis der Gütertransport über einen Fahrweg bringen würde und damit wohl auch eine Verbilligung der Waren. Um wie viel mehr das Hintertuxer Thermalbad als Heilquelle von Urlaubsgästen und Kranken genutzt werden könnte und wie wichtig auch der einfachere Zugang zu den reizvollen Wanderungen für Gäste wäre. Dass dadurch wiederum der Tourismus belebt und in Folge gewiss auch der Wohlstand in Tal und Land steigen würde. Nicht zuletzt wäre auf einem besseren Weg auch eine Schonung von Mensch und Tier bei den alljährlichen Almauftrieben gegeben.
Mit diesen und weiteren Argumenten wollte man eine Erweiterung des Straßenbauprogrammes bei den Behörden erwirken. Gleichzeitig musste man auch um die Zustimmung zu einer Mitfinanzierung bei den vier betroffenen Gemeinden werben.
Im Jahre 1909 wurde tatsächlich die Zustimmung des Landesausschusses zu einer „Konkurrenzstraße“ von Mayrhofen nach Tux gegeben. Konkurrenz bedeutete in diesem Falle die Zusammenarbeit der Gemeinden Mayrhofen, Finkenberg, Tux und Schmirn (für Hintertux) in der Betreibung und Erhaltung der Straße. Nun sorgte wiederum der Finanzierungsschlüssel für heftige Kontroversen. So ärgerte man sich in Tux beispielsweise über die „Bockbeinigkeit“ der Gemeinde Mayrhofen, die sich um eine Senkung ihrer Kostenbeteiligung bemühte.
1911 wurde schließlich doch mit dem Bau begonnen. Trotz einiger Schwierigkeiten durch schon vorher befürchtete Hangrutschungen ober- und unterhalb der Straße ging der Bau recht zügig voran. Auch neue Brücken wurden errichtet. Am meisten Anerkennung fand wohl die schöne Steinbrücke in Rosengarten. Laut Tuxer Chronik war die Straße wider Erwarten schon im Sommer 1913 mit Ross und Wagen befahrbar. Während der Saison sollte ein Stellwagen sogar zweimal täglich den Weg von Tux nach Mayrhofen und zurück nehmen.
In den 20-er Jahren erwog die Gemeinde Tux auf Initiative des damaligen Bürgermeisters sogar die Aufnahme eines Automobilverkehrs. Allerdings meldete Mayrhofen schwere Bedenken an. Es wolle sich als einer der größten Fremdenverkehrsorte Tirols nicht durch die üblen Begleiterscheinungen des Automobils - nämlich Lärm, Staub und Gestank wie in der Großstadt - die erholungssuchenden Sommergäste vertreiben lassen. Außerdem sei die Straße zu schmal und zu kurvig und die Brücken in Mayrhofen wären den hohen Gewichten der Automobile nicht gewachsen. Nach erfolgter Probefahrt von Mayrhofen nach Lanersbach einigte man sich schließlich doch und legte folgende Höchstgeschwindigkeiten fest: auf offener Strecke 30 km/h, in Ortschaften, bei gefährlichen Kurven und an unübersichtlichen Stellen 15 km/h und an Engstellen und Brücken 6 km/h.
Im Mai 1927 erwarb die Gemeinde Tux drei Automobile und schon bald hieß es: „Alle drei besetzt, kein Platz mehr!“ Obwohl die Rechnung also voll aufzugehen schien, meldeten sich bald unzufriedene Gastwirte aus Finkenberg und Lanersbach, wo damals die Endstation für den Busverkehr lag. Es sei ein Jammer, dass die Gäste jetzt nur noch an ihren Gaststätten vorbeifahren bzw. Richtung Hintertux vorbeistapfen würden. Nach weiterem Ausbau der Straße erreichte man schließlich um 1932 auch Hintertux mit dem Linienbus.
Und heute…? Neben einem dichten Fahrplan des heimischen Unternehmens Christophorus bietet die Straße auch für den Individualverkehr ins Tuxertal Sommer wie Winter besten Bedingungen.