Der Zemmgrund:
„Wer den Zemmgrund nicht besucht, hat das Zillertal nur zur Hälfte genossen; einen größeren Schatz erhabener Naturszenen, eine reizendere Abwechslung zwischen grünenden Wiesenplateaus, schauerlichen Felslabyrinthen und blendenden Eis- und Firnhängen findet man auf einem so kleinen Raum zusammengedrängt fast nirgends mehr in Tirol. ( Aus Junk’s Natur-Führer Tirol, Berlin 1913)
Diese und ähnliche Texte von begeisterten Alpinisten findet man zur Genüge, wenn man Literatur über das Dornaubergtal liest, wie viele Einheimische den Zemmgrund auch nennen.
Er ist zudem der verzweigteste der vier „hinteren (inneren) Gründe“. Vom Fuße der großartigen Gletscherwelt des Schwarzenstein-, Horn- und Waxeggkees zieht sich der Zemmgrund in einer Länge von mehr als 20 km hin, bis er vor Mayrhofen mit der Dornaubergklamm in das äußere Tuxertal mündet.
Von Osten her münden mit Floite, Gunggl und Igente noch weitere Hochgebirgstäler (Gründe) in „die Zemm“, nach Süden zu zweigt bei Breitlahner der Zamser Grund ab.
Bald nach Mayrhofen kann der Autofahrer zwischen der Strecke durch den Harpfnerwandtunnel und dem gut ausgebauten Verkehrsweg durch die wild-romantische Zemmschlucht bis knapp vor den Karlsteg wählen. Von dieser Straße aus hat man immer wieder Einblick in die teilweise über 100 Meter tiefe Schlucht, die viele Abenteurer für Natursport anlockt. Weiter führt die Bundesstraße durch mehrere Lawinengalerien gesichert bis Ginzling. Während der schneefreien Monate kann man dann nach Breitlahner und weiter über die private Mautstraße der Tauernkraftwerke bis Schlegeis gelangen.
Seiner landschaftlichen Schönheit und einer großen Vielfalt an besonderen Mineralien verdankt der hintere Zemmgrund seine Bekanntheit und viele liebevolle Bezeichnungen wie: „Eldorado der Mineralogen und Botaniker“ (Zeitungsbericht von 1830), „Schmuckkästchen der Zillertaler Gebirgswelt“ (Volksleben 1872), „Meisterwerk der Schöpfung“ (Reiseführer von 1922) und viele mehr.
Einige bekannte Schutzhütten wie die Grawandhütte, Alpenrose und die bereits 1879 erbaute Berliner Hütte zeugen vom regen Bergtourismus vergangener Tage. Wer die alten Bilder von den überaus imposanten Gletscherzungen kennt, die sich bis in die Nähe der Berliner Hütte herunterstreckten, kann verstehen, dass diese in sehr kurzen Intervallen immer wieder vergrößert werden musste und zu einem aus Naturstein erbauten „Alpenhotel“ heranwuchs. Am Ende des Hornkees wurde den Touristen schon um 1898 eine besondere Attraktion geboten.
Jakob Pfister hatte einen ca. 50 m langen und 8 m hohen Gang in das Eis gegraben, der die Besucher vor der Mächtigkeit des „Ewigen Eises“ erschauern ließ. Wie viele Geschichten hätte wohl der hintere Zemmgrund zu erzählen, von den zahlreichen Seilschaften, die bekannte Gipfel wie Mörchner, Schwarzenstein, Berliner Spitze Möseler, oder Schönbichlerhorn als Ziele wählten oder gar von einer bronzezeitlichen Feuerstelle bei der Schwarzensteinalm im Oberen Zemmgrund, die auf eine viel wärmere Klimaphase hinweist, vom Schwarzensteinmoor, in dem Baumstämme aus der Zeit um etwa 6000 Jahre v. Chr. liegen und vielem, vielem mehr.
Gletscherrand